Sturm&Drang
9. September 2021 – 23. Januar 2022
Osservatorio Fondazione Prada, Mailand
Das Ausstellungsprojekt Sturm&Drang, eine Zusammenarbeit zwischen der Fondazione Prada und gta Ausstellungen, ETH Zürich, findet vom 9. September 2021 bis zum 22. Januar 2022 im Osservatorio Fondazione Prada statt.
Kuratoren sind Luigi Alberto Cippini (Armature Globale), Fredi Fischli und Niels Olsen (gta Ausstellungen, ETH Zürich, Departement für Architektur). Sturm&Drang untersucht Praktiken, Erfahrungen und Umgebungen der computergenerierten Bilder (CGI). CGI ist die Erstellung von statischen oder animierten visuellen Inhalten mit Bildbearbeitungssoftware. Sie wird verwendet, um Bilder und Videos für viele Zwecke zu produzieren, z. B. für Spezialeffekte in Filmen, Videospielen, Online-Chatrooms, aber auch in der Kriegsführung, der Medizin, im Ingenieurwesen oder in der Architektur, in der bildenden Kunst, in der Werbung, in Fernsehsendungen sowie für Augmented-Reality- (AR) und Virtual-Reality-Anwendungen (VR). Gestärkt durch die Pandemie hält CGI auch über die sozialen Medien zunehmend Einzug in den Alltag.
Diese Ausstellung konzentriert sich nicht auf das Endprodukt – das fortgeschrittene digitale Bild – oder auf Kunstwerke, die diese Techniken verwenden, sondern untersucht vielmehr die Produktionsmethoden hinter dieser leistungsfähigen Bildökonomie. Sturm&Drang ist eine Ansammlung von vier Umgebungen – Zitaten aus existierenden oder imaginären Räumen –, die normalerweise das 'Making of' oder das Ergebnis der CGI-Programmierung in Kontexten von Videospielen, Science-Fiction und High-Tech-Engineering beherbergen.
Im ersten Stock des Osservatorio wird der Besucher mit zwei autonomen räumlichen Bedingungen konfrontiert. Die erste ist ein Prototyp eines First Person Shooter (FPS). Military First Person Shooter (MFPS) ist ein waffenbasiertes Kampfsystem in der Ich-Perspektive, das weit verbreitet in Videospiel-Design und militärischem Training eingesetzt wird.Die zweite Umgebung huldigt dem Science-Fiction-Roman Neuromancer, geschrieben 1984 vom amerikanisch-kanadischen Autor William Gibson, und gilt als Meilenstein des Cyberpunk-Genres. Insbesondere werden Besucher:innen, inspiriert von den ersten Kapiteln von Gibsons Roman, auf eine Serie von Särgen/Räumen des Cheap Hotels in Chiba treffen, von wo aus Case, Cyber-Hacker, die Hauptfigur des Romans, sich mit dem Cyberspace verbindet.
Der zweite Stock des Osservatorio ist mit Wänden voller Monitore und Proben technischer Apparaturen besetzt, die eine Methode zur Ausstellung von CGI-Material im Kontext eines Museumsraums vorschlagen. Der erste Teil der Ausstellung ist den Online-Tutorials gewidmet, die erstellt wurden, um Benutzer in CGI-Produktionssoftware zu schulen. Die auf der Ausstellung gezeigten Tutorial-Dateien wurden alle bearbeitet und nachbearbeitet, um ihren ursprünglich informativen Zweck visuell zu dekonstruieren. Eine weitere Umgebung konzentriert sich auf die Simulation von architektonischen Räumen unter Verwendung von CGI-Systemen und insbesondere auf die Rendering-Produktion und Herstellung von 3D-Umgebungen. Dieser Raum ist eine Kombination aus technologischen optischen Tischen und leicht montierbaren Schlafplätzen, konzipiert in Anlehnung an jene Stunden, in denen der Grafiker sich ausruht, während sein Computer-Gerät rendert. Auf anderen Bildschirmen werden Arbeiten von Studenten des Sturm&Drang-Studios gezeigt, einem Seminar für Studierende der ETH Zürich, das im Februar bis Juni 2021 stattfand. Zu den teilnehmenden Studierende gehören Emanuel Gaston Bosonnet, Remo Calonder, N’Faly Ismaël Camara, Fortunat Matias Cavigelli, António Lourenço Corte Real e Brito Correia, Lieselotte Düsterhus, Sacha Gengler, Frano Karlovic, Natalie Elisabeth Klak, Myriam Marti, Jonas Stefan Odermatt, Thomas Simon Rohrer, Jan Denis Schweizer, Dominik Fritz Stoll, Robin Weber und Hao Wu.
Fotos: Jacopo Farina. Mit freundlicher Genehmigung: Fondazione Prada